Monat: Januar 2018

Wie fühlt es sich an, die eigene Biografie zu schreiben? Felix Mitterer steht Rede und Antwort.

Der beliebte Volksdichter beantwortet Hintergrundfragen zu seiner in Kürze erscheinenden Autobiografie. Offenherzig und mit viel Humor erzählt er über Höhen und Tiefen des Schreibprozesses und verrät uns, wie sich Realitätsflucht im Laufe der Zeit verändert hat. Hier findet ihr einige Zitate zum Nachlesen und das ganze Interview als Video!

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Wie fühlt es sich an, die eigene Biografie zu schreiben?

[…] ich [habe] ein Problem gekriegt mit mir selber, weil ich mir gedacht habe, ist das jetzt alles eitle Selbstbespiegelung, das kann es ja überhaupt nicht sein, dass ich so viel schreibe; dann habe ich aber doch bemerkt, dass ich auch viel über Wegbegleiterinnen und Wegbegleiter und Menschen, die mir einfach wichtig waren in meinem Leben, in meinem Privatleben, in meinem Arbeitsleben, geschrieben habe, und ich hoffe, dass dieser Teil dann überwiegt und nicht ich selber – hoffentlich.

 

Hat das Schreiben überwiegend Spaß gemacht, oder war es letztlich doch eher schwierig?

Naja, ich war ja sehr spät dran – wie wir wissen – und ich habe einen ziemlichen Zeitdruck verspürt. Man darf eines nicht vergessen, ich bin ja Drehbuchautor und Dramatiker, also alles, was man da schreibt, hört sich bei hundert Seiten normalerweise auf. Sonst wird das Stück zu lang und der Film zu lang. Und auf einmal war ich da bei, ich weiß nicht, 460 Seiten oder was, das ist ja anstrengend. Und ich habe gewusst, ich muss mich jetzt schön langsam beeilen, damit das Buch zu meinem Geburtstag herauskommt.

 

Du hast damit ein Stück Theatergeschichte geschrieben. War dir das bewusst?

Für mich war das sehr wichtig, weil ein Stück Theatergeschichte heißt bei mir in diesem Fall, über mein Glück zu schreiben, das ich hatte. Nämlich zum einen, dass ich von der Volksbühne, vom Volkstheater meinen Ausgangspunkt nahm, […] das auch mein erstes Bühnenerlebnis war als Zwölfjähriger, der Bauernschwank nämlich. Also diesen Weg gehend, zu den Volksbühnen, Amateurbühnen, im ganzen Land Tirol und nicht nur da, auch in ganz Österreich und in Bayern und weiß Gott wo gespielt zu werden, und dann das Glück habend, auch in Wien oder München oder wo immer an den großen Theatern und auch an den Kellertheatern gespielt zu werden.

 

Was ihn antreibt im Schreiben und im Leben, was schmerzhaft war und was schön – davon spricht Felix Mitterer erstmals in dieser Autobiographie, die mit Aufnahmen aus seinem Privatarchiv und den Archiven der Theater- und Fernsehanstalten ergänzt ist. Sein langjähriger Verleger Michael Forcher hat ein Grußwort beigesteuert. Hier gehts zum Buch!

Das Gute im Bösen und das Böse im Guten: Der Drehbuchautor von „In 3 Tagen bist du tot“ im Interview zu seinem neuen Kriminalroman

Folgen für den Tatort, die Rosenheim-Cops, Universum History und den Film „In 3 Tagen bist du tot“: All das kann Thomas Baum in seiner Vita bereits verbuchen. In Sachen Spannung kann man dem oberösterreichischen Tausendsassa also so schnell nichts vormachen. Nun hat sich der sprachgewandte Garant für guten Thrill mit dem Kriminalroman „Tödliche Fälschung“ wieder an das gedruckte Format gewagt, um auch den Adrenalinspiegel von buchaffinen Krimifans in die Höhe zu treiben. Mit einem kultig-knorrigen Grantler als Ermittler und einer kräftigen Prise Zynismus webt Thomas Baum eine Story, die zwischen Oper und Wirtshaus, Linz und Neapel, Schlagfertigkeit und Dramatik changiert.

Wir haben die Neuentdeckung am Krimihimmel zum Interview gebeten, um herauszufinden, wie viel szenisches Spiel in seinem neuen Krimi und wie viel Kommissar Worschädl in Thomas Baum steckt.

Mit deinem Drehbuch zum Kinohit „In 3 Tagen bist du tot!“ hast du den österreichischen Film in unerwartet erfolgreiche Bahnen gelenkt. Wie sehr sucht ein Thomas Baum bewusst die Herausforderung?

Thomas Baum: Neue Genres und Formate haben mich immer gereizt. Ein Horrorthriller funktioniert nach anderen Gesetzmäßigkeiten als ein Tatort oder eine Folge für die Rosenheim-Cops. Da wird das Spiel mit dem Schrecken und der Angst bis zum Äußersten gedehnt, zwischen den Spannungsbögen gibt es kaum Erholungspausen. Jetzt recherchiere ich bereits intensiv für meinen nächsten Kriminalroman und verbinde dabei wieder Lokalkolorit mit internationalem Verbrechen.

 Wie groß ist der Sprung vom Drehbuch zum Buch? Inwiefern musst du dich zwischen den beiden Genres umstellen?

Thomas Baum: Die Erzählweisen sind sehr unterschiedlich. Ein Drehbuch vermittelt uns eine Geschichte in Bildern, Dialogen und beschreibenden Passagen in einem zeitlich begrenzten Rahmen von 45, 90 oder auch mehr Minuten. Bei der erzählenden Prosa spielen Sprachmelodie und -rhythmus eine weitaus größere Rolle. Da kann ich mich eine halbe oder ganze Seite in der Gedankenwelt einer Figur bewegen, während sich innere Empfindungsprozesse beim Drehbuch über die Handlung und die Dialoge erschließen.

In beiden Genres bist du im Horror- bzw. Krimibereich unterwegs. Liest du auch privat Krimis? Was inspiriert dich?

Thomas Baum ist alles andere als ein unbeschriebenes Blatt in der österreichischen Literatur- und Filmszene. Foto: Thomas Baum

Thomas Baum: Krimis lese ich vor allem im Sommer. Da reisen immer sieben, acht Bücher mit. Don Winslow, Jo Nesboe, Fred Vargas, Arne Dahl, Karin Slaughter, Bernhard Aichner, … Mich interessieren die Vorgeschichten. Wie jemand zu dem geworden ist, der sie oder er heute ist. Kein Mensch wird als Verbrecher geboren. Aber es gibt Lebensstationen, Umstände, Milieus, die zu einem Werdegang in eine bestimmte Richtung beitragen. Viele kommen nicht auf der Butterseite zur Welt. Und auch in den besten Verhältnissen gibt es kleine, oft nichtige Anlässe, die jemanden stolpern lassen, vom Weg abbringen, in eine ungewollte Richtung treiben. Solche Wendepunkte beschäftigen mich. Das alltägliche Scheitern genauso wie das alltägliche Gelingen. Deshalb suche ich bei meinen Figuren nach individuellen Besonderheiten. Nach den Ambivalenzen, die sie einmal auf die eine und dann wieder auf die andere Seite ziehen. Ich gehe davon aus, dass es das Gute im Bösen und das Böse im Guten gibt.

Wie viel szenisches Spiel steckt in deinem neuen Roman?

Thomas Baum: Beim szenischen und vor allem filmischen Schreiben gilt das Prinzip „late in, early out“. Auch im Roman steige ich in die Kapitel ein, wenn das Wasser im Kochtopf schon so richtig am Dampfen ist. Und mit dem Schnitt am Ende möchte ich einen Trampolin-Effekt erzeugen, einen Schwung, der zum Weiterdenken und Kombinieren anregt. Außerdem widme ich mich intensiv den Dialogen. Weil sich jeder Mensch individuell und speziell ausdrückt. In der Färbung, im Rhythmus, in der Wortwahl spiegeln sich die unterschiedlichen Biografien und Lebenswelten – das möchte ich rüberbringen.

Kannst du uns deinen Ermittler kurz vorstellen?

Thomas Baum: Robert Worschädl ist ein knorriger Grantler mit raffinierten Verhörmethoden, der Vorschriften verlässlich ignoriert und zu Alleingängen neigt. Er vertraut gerne auf sein Bauchgefühl und lässt sich beim Ermitteln mitunter auf riskante, fast wahnwitzige Aktionen ein. Sein leichtes Übergewicht hindert ihn nicht daran, in brenzligen Situationen auch körperlich sehr effizient zu agieren. Zugleich ist er ein humorvoller Genießer, der ein gutes Gläschen Wein schätzt und gemeinsam mit seiner Frau Karoline der Überzeugung ist, dass man sich den Gemeinheiten und Ungerechtigkeiten dieser Welt beherzt entgegenstellen muss.

Wie viel Thomas Baum steckt in Worschädl?

Thomas Baum: Gar nicht so wenig. Wir gehen ähnlich auf Herausforderungen und Probleme zu: mit grundsätzlicher Zuversicht und einer selbstverordneten Mischung aus Leichtigkeit und Witz. Er hat so wie ich Höhenangst, mit menschlichen Abgründen setzt er sich aber relativ furchtlos auseinander. Worschädl und Thomas Baum pflegen einen großzügigen Umgang mit ihren Fehlern und schmunzeln gerne über sich selbst.

Tödliche Fälschung“ beginnt im Linzer Konzerthaus. Hast du eine besondere Beziehung zur Musik?

Thomas Baum: Musik gehört zu meinen Grundnahrungsmitteln. Sie befeuert mich und ermöglicht mir ein variantenreiches Register an Stimmungen. Mich begeistert auch ihre präzise Struktur und Mathematik. Ganz privat habe ich das große Vergnügen, Sänger und Mundharmonikaspieler einer enthusiastischen Dilettantenband zu sein. Und der Klang des Cellos, der in „Tödliche Fälschung“ eine wesentliche Rolle spielt, hat mich schon immer fasziniert: tiefgründig, weich, melancholisch, sinnlich … aber auch bedrohlich und gefährlich.

 

 

 

Hier findet ihr alles zu Thomas Baums geschickt konstruiertem Fall, der garantiert für strapazierte Lachmuskeln und einen hohen Puls sorgt! Ein Muss für alle Fans von Krimi mit Tiefe.